Obst Hans GAISWINKLER, stvKdt 6.Jägerbrigade"Düstere Lagebesprechung"

Angesichts der Angelobung von 261 Rekruten in Absam nahm sich Oberst Gaiswinkler kein Blatt vor den Mund und prangerte die momentane budgetäre Lage des Heeres an."

... meldet die Tiroler Tageszeitung --> in ihrem Artikel über die Redes des stvKdt der 6.Jägerbrigade, Obst Hans GAISWINKLER, anlässlich einer Angelobung am 23.5.2014 in Absam.

Lesen Sie in nachfolgendem Artikel die gesamte, ungekürzte Fassung der Rede von Obst GAISWINKLER:

Hohe Geistlichkeit, sehr geehrter Herr Präsident zum Tiroler Landtag, Herr Bürgermeister, [....] geschätzte Ehren- und Festgäste, Kameraden

auch wenn ich mich für einige von Euch wiederhole – es muss sein!

„…Weder hinsichtlich des strategischen Grundgerüsts noch hinsichtlich der militärischen Kapazitäten und Fähigkeiten zeigt sich Österreich  für die Herausforderung der Sicherheitspolitik zu Beginn des 2 Jahrzehnts im 21. Jh. gewappnet. Eine Gemengelage die aus finanziellem Engpass und fehlender strategischer Zielvorstellung bei gleichzeitigem parteipolitischem Profilierungsversuch der beteiligten Akteure besteht. Kurzfristige Kompromisse können in dieser Situation den Abstieg einer Armee über den Status einer Bonsai Streitkraft bis hin zur militärischen wie sicherheitspolitischen Marginalisierung nur verzögern, nicht jedoch aufhalten …“


Übrigens Marginalisierung ist die Abschiebung ins Abseits bis zum Hungertod. So sehen uns Experten aus dem Ausland und definieren dabei folgende Herausforderungen:

 

1.    Der asiatische Raum wird den Westen in den nächsten 20 Jahren wirtschaftlich, technologisch und militärisch überholen. So ist bei der Rüstung im Osten ein Plus von 210% und bei uns in EUROPA ein Minus von 14% zu verzeichnen.

2.    1,5% der Weltbevölkerung sind „globale Elite“, 15% gehobener Lebensstandard – dazu gehören wir, 35% „2.WeltStatus“ – das entspricht dem Landwirt z.B. in Rumänien und 50% sind „chancenlos“. Das höchste Bevölkerungswachstum verzeichnet der Verlierer AFRIKA, und der Migrationsstrom, vor allem Richtung EUROPA, wird exorbitant steigen.

3.    Die technologische Entwicklung geht überproportional nach oben. Den Staaten entgleitet vermehrt die Kontrolle und sie sind nicht mehr die Treiber. Firmen dominieren und entscheiden.

4.    Sicherheitsaufgaben werden zunehmend auch von privaten Unternehmen übernommen. Es wird angenommen, dass Private hinkünftig durchaus ohne rechtsstaatliche Kontrolle vermehrt in Konflikte aktiv eingreifen werden – etwa im Kontext von Rohstoffkonkurrenzen.

5.    Globalisierung bedeutet auch Ressourcenausbeutung auf nicht durchhaltbarem Niveau und Bevölkerungsanstieg.

6.    Der Klimawandel ist eine Tatsache und viele sogenannte „Klimawandelstresszonen“ sind direkt vor unserer Haustür. Denken sie an den SO EUROPAS oder an NORDAFRIKA.


Daraus wird gefolgert:

Bewaffneter Konflikte werden zunehmen, gewaltigtätiger und kaum vorhersehbar werden. Die Gefahrenbandbreite steigt stark durch Proliferation von Technik, von atomaren, biologischen und chemischen Stoffen, aber auch durch die steigende Bereitschaft diese Mittel einzusetzen.

In dieser Gemengelage von Bedrohung und sogenannter österreichischer Sicherheitspolitik werden unsere jungen Staatsbürger in Kürze einen Eid leisten, der unter anderem auch lautet:

„…und mit allen meinen Kräften der Republik Österreich und dem österreichischen Volke zu dienen“.

Dieses „… zu dienen …“ bedeutet auch, bewusst in die Gefahr hinein zu handeln und es hat leider den Anschein, dass dieses „… zu dienen …“ zwar eingefordert wird, aber die Ermöglichung desselben vom Auftraggeber in vielerlei Hinsicht massiv behindert, wenn nicht verhindert wird.

Ist denn Treue, Gehorsam und Loyalität nur eine Angelegenheit von unten nach oben? - Bei steigender Auftragslage immer weniger Mittel und immer mehr Einschränkungen? - Was ist aus den ganzen Versprechungen, angekündigten Reformen usw, usw. geworden? - Da ist nichts Handfestes zu erkennen – es wird jeden Tag schlechter – das Ganze ist aus meiner Sicht - wie es im Militärjargon so schön heißt -, eine einzige „Leermeldung“!

Geschätzte Vertreter der Politik keine Sorge, wenn Sie es wollten, fände sich sicher sehr rasch ein Vertreter meiner Zunft, der die unhaltbare Situation - aus welchen Gründen auch immer -  trotzdem schönreden würde.

Nun junge Kameraden in dieser Situation müssen Sie – müssen Wir „… dienen …“. Ich darf daher an die Anwesenden folgende Ersuchen richten:


1.    an die Kadersoldaten - Setzen Sie sich trotz der abstoßenden Situation weiterhin für unser Heer ein, resignieren Sie nicht, die Zeiten werden nicht besser und man wird sich in gar nicht ferner Zukunft, wieder an uns erinnern. Seien Sie selbstkritisch beim Umgang mit unseren jungen Kameraden – wir haben in einigen Bereichen auch in unseren Reihen Verbesserungsbedarf!

2.    an die Rekruten – leisten Sie ihren Beitrag im positiven Sinne – egal in welcher Aufgabe – seien Sie kritisch, gestalten Sie mit – es ist auch Ihr Bundesheer - sie sind mitverantwortlich dafür, wie ihre nächsten Monate ablaufen.

3.    an die anwesenden Vertreter aus der Politik – die strategische Reserve des Staates ist zahlungsunfähig und demnächst handlungsunfähig – darunter fällt auch das Handeln im Sinne von Schutz und Hilfe für unsere Bürger – wenn Sie diesen Zustand nicht wollen – handeln Sie jetzt!

 

Schließen darf ich mit:
    einer Gratulation an die Schützen zur Veranstaltung und zum Jubiläum,
    einem Dank an die Gemeinde für die gute Zusammenarbeit, und das wir hier sein dürfen,

 

    einem Dank an das Land Tirol, ohne dessen Almosen wir vermutlich die einzige Gebirgstruppe der Welt ohne Sondertransportmittel wären,
    einem Dank an meine Soldaten für das Miteinander.

 

H o r r i d o !

 

Obst Hans GAISWINKLER, stvKdt der 6.Jägerbrigade